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Das M&B Magazin

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Warum ich keine Passfotos mache


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Es geschieht jeden Tag: Das Telefon klingelt und ich bin sofort in freudiger Erwartung. Ein Kundenanruf! Was ich wohl dieses Mal anbieten darf? Businessporträts? Familienfotos? Paarfotos? Oder ist es am Ende ein Superstar, der gerade in München ist und neue Pressefotos oder ein Albumcover braucht? Die Stimme am anderen Ende der Leitung erzählt mir etwas anderes und erkundigt sich, ob ich denn einen Termin für ein Passfotoshooting habe, am besten sofort. "Nein,"sage ich,"wir machen keine Passfotos - aber wunderschöne andere Bilder." Mein:e Gesprächspartner:in ist verwirrt, ich sei doch Fotograf und man müsse doch solche Bilder anbieten. Doch es gibt einen Grund, warum wir uns entschieden haben, solche Bilder nicht zu machen - davon möchte ich dir heute gerne erzählen.

Ich bin Fotograf, weil ich es liebe, mit Menschen zu arbeiten. Oft geht es darum, den Leuten die Angst oder die Unsicherheit vor der Kamera zu nehmen und ihnen - vielleicht zum ersten Mal - bei einem Fotoshooting ein gutes Gefühl von Leichtigkeit und Spaß zu bescheren. Das bedeutet nämlich nicht nur viel bessere Bilder, die viel weniger verkrampft und dadurch schon mal viel authentischer sind. Wenn es so gelingt wie ich es beabsichtige und meine Kund:innen dafür bereit sind, kann nämlich so viel passieren, was sogar noch viel wertvoller ist als die besten Porträts in ihrem Leben - es kann ein ganz neues Bewusstsein entstehen, ein neues Selbstbild, ein neues Vertrauen in sich selbst, das von einem wohlwollenden Blick auf die Bilder begleitet wird. Und ist es nicht wunderschön, über sich selbst sagen zu können, dass man auf diesem Bild einfach fantastisch aussieht? Siehst du, du verstehst was ich meine. Es geht mir nicht um das Fotografieren an sich, nicht um die Technik mit teuren Kameras und noch teureren Objektiven - es ist die Begegnung mit dem Menschen, bei der Magisches geschehen kann, wenn man möchte.

>>Es darf nicht gelacht werden!<<


Da du jetzt meine Motivation hinter meinem Job noch besser verstehst, ist dir garantiert klar, warum Passfotos nicht zu meinen Steckenpferden zählen. Sie sind wie Mathematik: Unemotional und spaßbefreit, beladen mit Regeln und am Ende warst du nie so gut darin wie man es theoretisch hätte sein können. Bei biometrischen Bildern darf nicht mit dem Mund gelacht werden, also ist meistens das ganze Gesicht so trübsinnig als hätte einer:m jemand das Lieblingsmüsli vom Löffel geklaut. Durch ein sehr hartes und direktes Licht verschwinden alle Schatten aus dem Gesicht und man wirkt so blass und flach wie ein Pfannkuchen in einer lauwarmen Pfanne. Dann kommt der Clou: Das Bild wird erst schlecht und unscharf ausgedruckt und dann nochmals in der Behörde mit schlechter Qualität eingescannt, damit ja auch alle Details verwaschen werden, nur um dann noch einmal auf den Ausweis oder den Reisepass gedruckt zu werden. Puh, wenn ich eine solche Odyssee durchmachen müsste wie unsere Passfotos, dann würde ich auch demoliert aussehen.

Der Hintergrund der vielen Regeln, die man bei amtlichen Lichtbildern beachten muss, ist simpel: Es geht darum, dass unser Gesicht möglichst einfach von einem Computer ausgelesen und verglichen werden kann. Das vereinfacht und verschnellt Kontrollen bei der Einreise, Strafverfolgung und die Gesichtserkennung in totalitären Staaten, in denen an jeder Ecke eine Kamera an der Wand hängt (nach meinem Besuch in China hätte ich zumindest erwartet, dass man bei seiner Ausreise eine DVD mit den schönsten Momenten der Überwachung ausgehändigt bekommt). All das, was also die Entstehung eines solchen Fotos ausmacht, hat überhaupt gar nichts mit dem zu tun, was ich machen möchte. Es ist eines der Ratschläge, die ich frischgebackenen Unternehmer:innen und Selbstständigen gebe: Hab den Mut, Dinge abzulehnen, die du nicht machen möchtest. Man hat beim Start immer das Gefühl, jeden Auftrag annehmen zu müssen und möglichst ein breites Feld anzubieten, um Kund:innen zu gewinnen, doch das Gegenteil ist der Fall. Man kann das am besten mit einem asiatischen Restaurant vergleichen - wenn ich dort eine Speisekarte mit 300 Gerichten aus der indischen, thailändischen, amerikanischen und japanischen Küche in Händen halte, kann ich mir schon vorstellen, dass die Speisen nicht alle für sich frische, einzigartige Spezialitäten sein können.

>>So liebe ich es meinen Job zu machen<<


Für uns war es ein bewusster Schritt, unsere Bilder nur so zu machen wie wir sie machen möchten. Mit viel Zeit, einem persönlichen Vorgespräch und einem Konzept dahinter, das für jeden Menschen funktioniert und zwar mit der Garantie, dass die Bilder zu den besten zählen werden, die es von dieser Person gibt. So liebe ich es, meinen Job zu machen und so gebe ich mir selbst die Wertschätzung für das, was ich tue. Wer aber jetzt glaubt, ich würde die Anrufer:innen nur abwiegeln, die wegen Passfotos anrufen, irrt. Im Gegenteil, ich möchte, dass sie das Gespräch so angenehm wie möglich finden, versuche zu helfen wo ich kann und gebe ihnen Tipps für den Moment, in dem das biometrische Foto gemacht wird. So kann man z.B. viel besser aussehen, wenn man mit den Augen lächelt, was laut den Regeln absolut okay ist. Auch was die Haare und Make-Up angeht oder die Kleidung oder die Neigung des Kopfes kann ein bisschen nachgeholfen werden. Denn selbst bei dieser Art der Porträts kann man Dinge viel besser machen, wenn man weiß wie. So kann ich in einem solchen Fall trotzdem meiner Berufung nachgehen und die:der Anrufer:in legt mit einem guten Gefühl auf, ganz einfach weil das Gespräch freundlich und konstruktiv war, auch wenn ich nicht die Fotos dazu machen kann.

Wo man letztendlich hingeht, um diese unvermeidbaren Bilder zu machen, ist egal. Ich selbst war schon beim Laden um die Ecke, im Einkaufszentrum und im Fotoautomaten. Wenn man selbst weiß, wie man wirkt - und das gilt nicht nur für Passfotos - spielt es keine so große Rolle, wer die Fotos macht. So lernen meine Kund:innen bei Shootings selbstverständlich auch, wie sie generell auf Bilder besser aussehen können und authentisch wirken. Ob es nun auf einer Hochzeitsfeier ist oder beim 80. Geburtstag von Oma Erna, wenn Onkel Horst wie jedes Jahr seine antike Spiegelreflex rausholt und mit hochrotem Kopf und auf die Stirn geschobener Brille selbst zum Fotomotiv wird. Wirkung ist keine Frage von Aussehen - es ist wie ein universelles Rezept, das auch dann hilft, wenn man im Videocall glänzen muss, Interviews gibt oder auf der Bühne steht. Denn egal wo du dich präsentieren darfst - es empfiehlt sich, dabei nicht wie auf Passfotos auszusehen.


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